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wenn’s nur so einfach wäre!

In der Metropolregion Nürnberg Straßen finden, die nach Frauen benannt sind!? Nichts einfacher als das.
Straßen raussuchen, Straßen mit Frauennamen finden, aufschreiben – fertig.

Waren Sie auch schon mal von den Begriffen Großraum Nürnberg, SENF und Metropolregion Nürnberg verwirrt? Welche Städte und Landkreise gehören wohl wozu? Also erst mal klären.
– Der Großraum Nürnberg umfasst grob das Gebiet um die Städte Schwabach, Erlangen, Nürnberg und Fürth.
– Die vier kreisfreien Städte im Großraum Nürnberg fasst man gerne nach den Anfangsbuchstaben der Orte zusammen: SENF (Schwabach, Erlangen, Nürnberg, Fürth)
– Die Metropolregion N ist eine von jetzt elf Europäischen Metropol-regionen in Deutschland. Sie ist ein freiwilliger Zusammenschluss von Städten und Landkreisen. Sie umfasst z.Zt. ganz Mittel- und Oberfranken, den Landkreis Sonneberg/Thüringen, zwei Landkreise von Unterfranken, etwa die Hälfte der Oberpfalz. (Karte der Metropolregion)

Was sonst noch zu klären ist:

Straßen-Listen gibt es viele im Internet – nach verschiedenen Prioritäten zusammengestellt (z.B. nach PLZ, nach politischen Ordnungs-Grenzen, nach verschiedenen Geschäftszielen) und deshalb meist mit mehr oder weniger großen Lücken. Am vollständigsten fand ich die Listen von „https://strassen.openalfa.de/“, die sich von „openstreetmap“ (open source) speisen – außerdem sind sie nach politischen Ordnungs-Kriterien gelistet. Alles in allem habe ich pro Ort ca. vier Listen mit unterschiedlichen Prioritäten zu Rate gezogen – und natürlich eine „unendliche“ Zahl an weiteren Internetseiten.

Straßen mit Frauennamen: Hier sind große Überraschungen (positive und negative) vorprogrammiert.
Bei Straßennamen ohne Nennung eines (voll ausgeschriebenen) Vornamens:
– Mann oder Frau? (Nachdem Straßen immer nach Verstorbenen benannt werden, spielt bis jetzt die neue Kategorie „Diversität“ noch keine Rolle)
– Wirklich der Name einer historischen Person? Oder der einer Legende, einer Literaturfigur oder gar eines (ehemaligen) Gasthauses, eines geografischen Ortes (z.B. Bamberg, Adenau, Basel), ein Naturbegriff (z.B. Sonne, Winter)?
Theoretisch wären zumindest Ortsnamen auf Anhieb zu erkennen (nach Ort: Nürnberger Straße – nach Person: Nürnbergerstraße) Aber Internetlisten richten sich nicht immer nach dem DUDEN.
– Ist der Name gewählt nach einer Familie (z.B. Adelsfamilie), nach dem Vater oder der Tochter (Bsp.: Vater oder Tochter Lehmus), nach Ehepaaren …
– Gibt es im Ort/Landkreis tatsächlich zwei oder mehr Straßen mit dem selben Namen oder werden sie nur versch. geschrieben – in den Listen, in der Realität? ss/ß, t/th, f/ph, C./K., Bgm./Bürgermeister …
– Zu manchen Straßennamen finde ich nichts im Netz. Da braucht es Forschung in Archiven, ob in kommunalen Archiven, Zeitungsarchiven oder anderen Archiven. Diese Form der Forschung ist z.Zt. aber nicht mein Ziel für dieses Projekt.

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mein sammeln

Mich faszinieren und beschäftigen diese Fragen:
Wie und wann sind Frauen im öffentlichen Leben als Akteurinnen sichtbar?
Wie und mit welchen Mitteln ehren und erinnern wir öffentlich in unserer (Metropol-)Region an Frauen aus der Vergangenheit und in der Gegenwart? – oder auch nicht!?

Diese fünf Fragestellungen sind meine Leitlinien beim Projekt „Nachbarinnen – die Metropolregion Nürnberg anders entdeckt“:

  • der sehr gut abgrenzbare Bereich: Straßen, Gassen, Wege, Brücken und Parkanlagen, die Frauennamen tragen
  • kommunale Ehrungen von Frauen
  • in der Region lebende und arbeitende Künstlerinnen (in unterschiedlichen, nicht normierten Abgrenzungen)
  • Informationen über all diese Frauen auf den offiziellen kommunalen/staatlichen Webseiten und im Internet allgemein
  • Informationen über all diese Frauen in weiterführenden Links und: themenspezifischen Publikationen

So begann es:
Das Museum Frauenkultur Regional International in Fürth zeigte 2018 die Ausstellung „Wie weiblich ist die Stadt? Fürth und die Partnerstädte“. Wir Frauen vom Nürnberger Trägerverein Frauen in der Einen Welt bereiteten 2017 diese Ausstellung vor.
Drei Kolleginnen und ich sammelten dafür Informationen zu Frauen und zu den nach ihnen benannten Straßen, Gebäuden, Denkmälern u.ä.. Schließlich konzentrierten wir uns in den genannten Ausstellungs-Städten vor allem auf die Straßen. Für unsere Besucher*innen setzten wir die Ergebnisse in Form von Straßenschildern aus Fürth und Limoges und einer Ausstellungs-Zeitung „Gedächtnis der Stadt“ um.

Diese Arbeit führte dazu, dass ich meine Forschungen auch nach der Ausstellung weiter geführt und, modifiziert auf die Metropolregion Nürnberg, ausgeweitet habe.
Ich bin gespannt, wohin diese Reise führt.


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sammeln

Eine so simple Frage: Warum sammeln wir Menschen so gerne?

Und gar nicht so simple Antworten – wohl so viele wie es Menschen gibt:

  • sammeln, um zu überleben
  • sammeln für „Winterzeiten“ – im realen und übertragenen Sinn
  • Kampf gegen das Vergessen
  • in feste Form/Materialien gefasste Erinnerung an Menschen, Situationen, Orte …
  • um Antworten auf (existentielle) Fragen zu bekommen/zu haben
  • Wunsch nach Vertiefung eines Themas
  • Vernetzung mit anderen Menschen
  • intensives Interesse an einem Thema
  • Langeweile
  • ausgeschriebene Wettbewerbe oder Aufforderungen
  • sammeln für berufliche Aufgaben
  • verpflichtendes Sammeln für die Steuererklärung
  • Freude an Besitz
  • Unterstützung anderer Menschen
  • um sich an Sammlungen zu erfreuen – ob als Sammler*in oder als  Betrachter*in
  • Freude am Entdecken
  • wichtiges Erbe weiter führen

Spannend, aber manchmal auch problematisch bis hin zu krank machend wird es beim Umgang mit Sammlungen:

  • sammeln wir nur auf begrenzte Zeit? Wann dürfen wir die Sammlung dann wegwerfen?
  • sammeln wir ohne Zeitlimit, einfach als befriedigende Lebens(abschnitts)aufgabe?
  • sammeln wir (nur) für uns privat?
  • veröffentlichen wir unsere Sammlungen?
  • wie bewerten wir und andere unsere Sammlungen – monetär, ideell?
  • wohin mit unseren Sammlungen?
  • wohin mit unseren angefangenen Sammlungen, die wir nicht mehr weiter führen wollen?
  • was tun, wenn uns ein seltenes Teil fehlt? Wie groß ist unser „Mut zur Lücke“?
  • wie lagern und erhalten wir die Sammlung?
  • was tun mit fremden Sammlungen, die uns bewusst anvertraut werden?
  • was tun mit fremden Sammlungen, die uns einfach zufallen (z.B. durch Erbe)?
  • wie umgehen mit Sammlungen im Computer, in der Cloud?
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נָעֳמִי nå‘åmî (II)

Als die Fürther Kulturpreisträgerin 2020 Gisela Naomi Blume zum Judentum konvertierte, nahm sie den Namen „Naomi“ an.

Die Namensgeberin Naomi lebte vor rund 3000 Jahren im heutigen „Nahen Osten“, u.a. in Bethlehem. Eine Frau, die sich zusammen mit ihrer Schwiegertochter Ruth für viele Menschen weltweit positiv ins kollektive Gedächtnis eingebrannt hat. Deren Geschichte (erstaunlicherweise?) mündlich und schriftlich weitertradiert und immer wieder neu interpretiert wurde und wird.
Ein Vorgang, der 3000 Jahre später so aktuell und nachvollziehbar ist wie damals. Frauen, auf deren Vorbild sich bis heute (nicht nur) Frauen beziehen.

Wegen Hungersnot im eigenen Land wandert ein Ehepaar (Naomi und ihr Mann) mit seinen beiden Söhnen in ein fremdes Land aus, ein Land mit anderer Sprache, Sitten und Gebräuchen, anderer Religion.

In unserer heutigen gesellschaftlichen Situation leicht vorzustellen, welcher Hilfsbereitschaft sie begegnen, aber auch welchen Unterstellungen, Anfeindungen und Angriffen sie ausgesetzt sind, welche Schwierigkeiten sie haben mit dem Lernen der neuen Sprache, den Sitten und Gebräuchen, und welche Schwierigkeiten als Andersgläubige.

Erwachsen, offensichtlich in der neuen Heimat integriert, heiraten die Söhne Frauen aus der neuen Heimat.

Wie die beiden Familien darauf reagieren, ist nicht überliefert – nur, dass Naomi und ihre Schwiegertöchter ein Vertrauensverhältnis pflegen.

Naomis Ehemann stirbt. Die Söhne sterben kinderlos.
Naomi entscheidet sich, zurück in die alte Heimat zu gehen.
Sie empfiehlt ihren Schwiegertöchtern, in deren eigenen Land eine neue Familie zu gründen.

Nach damaligen Regeln und als alte Frau ein mehr als großzügiges Angebot.

Ruth entscheidet sich – bewusst und freiwillig – gegen diesen Rat und geht mit Naomi in deren Heimat. Als Ausländerin integriert sie sich in das „Schwieger“land und gründet dort (nach deren Regeln) eine neue Familie.

mehr über G. N. Blume:

נָעֳמִי nå‘åmî (I)

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